Walther Amonn, Porträt von Peter Fellin (Sammlung Walther Amonn)

Die Stiftung Walther Amonn

1958 kaufte der Bozner Kaufmann und Kunstförderer Walther Amonn den zuvor bäuerlich genutzten Komplex, ließ ihn restaurieren und mit Kunstgegenständen verschiedener Epochen, volkskundlichem Kunsthandwerk, sowie einer Bildersammlung zeitgenössischer Tiroler Künstler ausstatten. Er machte den Komplex 1985 im Rahmen der Stiftung Walther Amonn schließlich der Öffentlichkeit zugänglich.

Walther Amonn, 1898 in Bozen geboren, wuchs in einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie auf. Mit 18 Jahren rückte er in den Ersten Weltkrieg ein, kam an die Dolomitenfront und geriet in italienische Gefangenschaft. Nach Universitätsstudien in Leipzig und München übernahm er 1923 mit seinem Bruder Erich die väterliche Firma. Im Kreis um Kanonikus Michael Gamper setzte er sich für die vom Faschismus bedrohte Südtiroler Volksgruppe ein. Nach dem Krieg gründete er mit seinem Bruder Erich die Südtiroler Volkspartei, war für kurze Zeit Vizepräfekt der Provinz Bozen, von 1948 bis 1952 Stadtrat für Finanzen der Gemeinde Bozen sowie bis 1956 Mitglied der Regionalregierung und des Landtages. Schon früh zeichnete er sich als großer Förderer und Mäzen von jungen Künstlern aus, setzte sich aber gleichermaßen für die Erhaltung von Burgen und Kunstdenkmälern der Vergangenheit ein. Besondere Anliegen waren ihm die Rettung der Trostburg und die Errichtung des Südtiroler Weinmuseums. Seit der Zwischenkriegszeit verlegte er zahlreiche künstlerisch gestaltete Bücher, literarische Werke ebenso wie Kunstbücher. Als begeisterter und weitblickender Bauherr ließ er für sich Villen am Gardasee und am Capo Circeo errichten, restaurierte die Amonnhäuser am Bozner Rathausplatz und Schloss Moos in Eppan. Eine Reihe von Ehrungen wurden ihm zuteil wie die Ehrenmitgliedschaft des Südtiroler Künstlerbundes, des Südtiroler Burgeninstituts und des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Außerdem ernannte ihn die Universität Innsbruck zum Ehrensenator, das Land Tirol verlieh ihm das Ehrenzeichen. Nach seinem Tode 1989 wurde er in der von ihm errichteten und künstlerisch ausgeschmückten Gruft am Bozner Friedhof bestattet.

Für die Eröffnung des Museums, vier Jahre vor seinem Tod, übermittelte Walther Amonn an die Festgemeinschaft folgende Worte.

Walther Amonn, Büste von Hans Plangger
(Sammlung Walther Amonn)

Die Eröffnung von Schloß Moos-Schulthaus, das ja das Herzstück meiner Stiftung darstellt, ist ein Ereignis, das ich wahrlich schon lange herbeigesehnt habe. Zu meinem größten Bedauern erlaubt es mir aber mein Gesundheitszustand nicht, an der heutigen Feier teilzunehmen. So bleibt mir nur dieser Weg, um Sie alle, Freunde, Verwandte und Behördenvertreter, herzlich willkommen zu heißen.
Mein besonderer Gruß gilt Herrn Landesrat Dr. Zeiger, dem ich mich nach jahrelanger erfolgreicher Zusammenarbeit im Kanonikus-Michael-Gamper-Werk freundschaftlich verbunden weiß. Ihm und Herrn Dr. Erwin Walcher, Bürgermeister von Eppan, danke ich jetzt schon, daß sie sich bereit erklärt haben, einige Worte zur Eröffnung von Schloß Moos zu sprechen.
Es ist für mich nicht einfach, über Sinn und Zweck meiner Stiftung etwas zu sagen. Schon von Jugend an erfüllte mich neben der Lust am Bauen eine große Freude am Sammeln. Ich ging dabei nicht nach einem bestimmten System vor, sondern sammelte alle Gegenstände, die mir aufgrund ihrer künstlerischen Formung gefielen. Bald aber traten die Kunst, das Kunsthandwerk und Objekte der Wohnkultur unseres Landes in den Vordergrund. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, daß ich in meinem langen Leben des öfteren Zeuge ernster Gefährdungen der Heimat war. Die Weltkriege, die Diktaturen Mussolinis und Hitlers und als deren Ergebnis das unglückselige Optionsabkommen, waren schwere Bedrohungen unseres Landes und seiner Menschen. Daher trat bei mir und auch bei anderen Sammlern – ich erwähne in diesem Zusammenhang Dr. Friedrich Teßmann – das spezifisch Tirolische in den Vordergrund. Wir versuchten, eben jenes alte kulturelle Erbe unseres Landes zu retten und zu bewahren, das uns die damaligen Machthaber streitig machen wollten. So entstand allmählich eine große und bedeutsame Sammlung, die ich auch nach dem Krieg erweiterte und ausbaute, wobei mein besonderes Interesse der zeitgenössischen Malerei galt. Im Jahre 1956 konnte ich Schloß Moos-Schulthaus erwerben, das damals völlig verwahrlost war. Die Instandsetzungsarbeiten, die sich von 1958 bis 1965 hinzogen, führten zur Entdeckung kunstgeschichtlich wertvoller Fresken und Täfelungen. Ich hatte nun die Möglichkeit, einen Teil meiner Sammlungen für die stilgerechte Einrichtung und Ausstattung der zahlreichen, sehr verschieden gearteten Räume zu verwenden. Die Einrichtung vollzog ich immer im Zusammenspiel aller Bauelemente und Gegenstände. Wie oft habe ich Möbelstücke gerückt, Bilder umgehängt, Skulpturen umgestellt, um ja den richtigen Platz zu finden. Wenn es gelungen ist, in dieser Zeit so großer Zerstörungen und Verschandelungen etwas zur Erhaltung kultureller Werte und zur Verschönerung beizutragen, ist dies die größte Befriedigung, die mir zuteil werden kann.
Die gelungene Restaurierung und Adaptierung von Schloß Moos ließ in mir den Plan einer Stiftung reifen. Was sich nach langjährigen Bemühungen zu einer Einheit gefügt hatte, sollte beisammen bleiben und den künftigen Generationen zu einem Zeugnis und Beispiel alttirolischer Wohnkultur werden. In die Stiftung habe ich rund 1800 Gegenstände eingebracht, davon besonders viele Bilder. Sie stammen von Künstlern wie Carl Moser, lgnaz, Albert und Rudolf Stolz, Hugo Atzwanger und Hans Weber-Tyrol. Sie alle lebten in der Zwischenkriegszeit oder in der unmittelbaren Nachkriegszeit, als Südtirol noch keine autonome Landesverwaltung besaß. So ist diese Bildersammlung, die in Wechselausstellungen gezeigt werden kann, auch eine Dokumentation der Südtiroler Malerei in diesem Jahrhundert.
Die Stiftung, die ich gegründet habe, ist bewußt gesamttirolisch ausgerichtet. Ich selbst bin noch im alten, einigen Tirol geboren, und ich glaube, daß seine Kultur in ihren verschiedensten Ausformungen ein kostbares Erbe für alle Menschen darstellt, die heute im Raum zwischen Kufstein und Ala leben. So übergebe ich nun meine Stiftung der Öffentlichkeit und bitte jene Körperschaften, die hier öffentliche Verantwortung tragen, also das Land Südtirol und die Gemeinde Eppan, im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Zuständigkeiten mitzuwirken, daß dieses Schloß und seine Einrichtung zu einem kleinen kulturellen Strahlungspunkt und zu einem dauernden Geschenk für alle kunstaufgeschlossenen Menschen werde.
Den Ausschußmitgliedern meiner Stiftung samt deren unersetzlichen Sekretärin Frau Grete Pardatscher danke ich für ihre bisherige ehrenamtliche Tätigkeit und bitte sie um ihren weiteren Einsatz. Ich hoffe und wünsche, daß es ihnen in absehbarer Zeit gelingen möge, auch die Kapelle "Maria im Rosengarten" in Eppan und den ausgebauten Stadl in Guntschna in geeigneter Form der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Zum Schluß möchte ich jene Worte auf Schloß Moos-Schulthaus anwenden, die ich 1967 bei der Eröffnung des Walther-Hauses in Bozen gesprochen habe: "Mögen die Tore dieses Hauses weit sich öffnen, um kulturförderndes Wirken in seinen Räumen zu pflegen, zum Frommen der unerläßlich notwendigen Betreuung unserer lebenserhaltenden Kultur, zum Frommen der Kulturerhaltung auch für spätere Generationen, zum Frommen unserer engeren und weiteren kulturellen Heimat." (29.4.1985)

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